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Jetzt oder nie! – Unsere Heimkehrer-Geschichte

Im März 2006 feierten wir den 30. Geburtstag meines Mannes und gleichzeitig unseren Abschied aus Deutschland. Denn ab April wollten wir zusammen in der Schweiz leben.

 

Mein Mann Frank ging bereits im September 2004 in die Schweiz. Er hatte 2003 in Dresden seine Ausbildung zum Kfz-Meister erfolgreich abgeschlossen und fand im Anschluss daran hier keinen Arbeitsplatz. Ich blieb hier. Erstens wollte ich seine Probezeit abwarten, zweitens hatte ich hier einen hervorragenden Arbeitsplatz als Mediengestalterin und drittens hätte ich ohne in der Schweiz einen Job vorweisen zu können, gar nicht in der Schweiz leben dürfen. Da es Frank in der Schweiz gut gefiel, schrieb ich aber auch bald Bewerbungen um ihm zu folgen. Nach Gesprächen mit meinem damaligen Chef bot er mir an, im Home Office von der Schweiz aus, weiterhin für die Firma tätig sein zu können. Überglücklich teilte ich abends beim täglichen Telefonat meinem Mann mit, dass ich zu ihm in die Schweiz kommen werde.

 

In der Schweiz lebten wir uns schnell ein. Wir wohnten in einem kleinen Ort namens Otelfingen, mit vielen netten Nachbarn um uns herum. Wir lernten schnell Schweizerdeutsch zu verstehen und unternahmen viele tolle Ausflüge in unserer neuen Heimat. Mit der Zeit bauten wir einen neuen Freundeskreis auf, der sich mit der Geburt unseres Sohnes, Louis, 2008 noch erheblich erweiterte. Ich arbeite all die Jahre von zu Hause aus. Dadurch konnte ich Beruf und Familie bestens miteinander vereinbaren, denn die Kinderbetreuung in der Schweiz ist nicht annähernd so gut geregelt wie in Deutschland.

 

Die Zeit in der Schweiz war bisher die schönste Zeit, die wir gemeinsam hatten. Unser Rückkehr-Gedanke kam daher für alle – auch für uns selbst – sehr spontan und überraschend. Anfangs wollte es keiner glauben und wir wurden auch ein bisschen für verrückt erklärt:

Ein alter Schulfreund von uns hatte am 18. Januar 2015 Geburtstag. Wir riefen an, um ihm zu gratulieren. Er freute sich,  hatte aber gar keine Zeit mit uns zu reden, weil gerade alle seine Freunde ankamen, die auch unsere Freunde sind. Es war ein grauer, trister Sonntag. Wir bedauerten sehr, dass wir bei der Feier nicht dabei sein konnten.  Ein paar Tage zuvor hatte meine Mutti ihren Geburtstag und wir waren leider auch nicht da.  So haben wir ein bisschen rumgesponnen: Wenn wir uns zu Franks 30. Geburtstag in die Schweiz verabschiedet haben, wäre es doch witzig, wenn wir zu seinem 40. Geburtstag wieder da wären.

 

Am Abend hatten wir eine Liste mit einer Gegenüberstellung der Argumente. Die Pro-Seite überwog:

 

-          Unsere Familie ist in der Sächsischen Schweiz.

-          Unsere Eltern werden nicht jünger: Vielleicht benötigen sie in ein paar Jahren unsere Hilfe und sicher besuchen sie uns irgendwann nicht mehr in der Schweiz, weil ihnen die Reise zu uns zu anstrengend/zu weit ist.

-          Für Louis wäre es schöner seine Omas und den Opa häufiger zu sehen.

-          Da wir in den 10 Jahren, in denen wir in der Schweiz leben, ALLE unsere Freundschaften aus der Heimat aufrechterhalten konnten, werden wir genug Rückhalt und Unterstützung vorfinden.

-          Frank hat in verschiedenen Firmen in der Schweiz viele fachliche Qualifikationen erworben und könnte in der Heimat als Kfz-Meister mit freier Arbeitgeberwahl arbeiten.

-          Ich bin seit Februar 2015 wegen Geschäftsaufgabe arbeitssuchend: In der Schweiz gibt es zwar vielleicht mehr Jobangebote in der Medienbranche als hier, jedoch ist ein Job oft nicht mit der Familie zu vereinbaren, weil die Kinderbetreuung nicht gewährleistet ist. Zur Not können auch einfach schnell mal die Eltern helfen.

 

Da unser Sohn im Sommer in die Schule kommen sollte, lautete unser Motto zum Thema Heimkehr: “Jetzt oder nie!”

 

Am 18. Januar 2015 war die Idee geboren und genau drei Monate später bezogen unser Sohn und ich eine Wohnung in Struppen. Frank blieb noch in der Schweiz um seine Weiterbildung zu beenden. Ab Mai ging unser Sohn ins Kinderhaus Struppen, wo er sehr gut aufgenommen worden ist, schnell Anschluss fand und schon seine künftigen Schulfreunde kennenlernen konnte. Im August startete er mit der Schule.

Ich nahm ab September 2015 an einer Qualifizierung im Bereich Multimedia/Marketing teil, sammelte dabei Ideen für eine selbstständige Nebentätigkeit und bewarb mich um einen passenden Job als Mediengestalterin Digital/Print.

Frank blieb bis Dezember 2015 in der Schweiz, weil ihm ab 1.1.2016 ein reibungsloser Firmenübertritt in die deutsche Niederlassung des Arbeitgebers ermöglicht worden ist.

 

Jetzt sind wir wieder hier: Frank konnte seinen 40. Geburtstag mit denselben Freunden feiern, wie seinen 30. Geburtstag. Der Abschied von der Schweiz war letztlich schwer und tränenreich – genauso wie damals der Abschied von Deutschland. Aber nun haben wir hier unsere Perspektive: Frank hat am 1. April endlich eine Meisterstelle angetreten, ich habe seit 15. April eine Stelle als Mediengestalterin und wir werden uns in Struppen ein Haus bauen.

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