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Heimkehren kennt kein Alter

Klara Kaiser ist Altenpflegerin mit Herz und Seele. Doch ihr Arbeitsalltag sieht etwas anders aus, als man
es vermuten würde. Diesen Eindruck erhielten die Mitarbeiterinnen der Wirtschaftsförderung im Landratsamt
des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nach einem interessanten Gespräch mit Frau Kaiser.

 

Vor über 30 Jahren ist Klara Kaiser von Pirna nach München gegangen. Gelebt hat sie jedoch hauptsächlich im Münchener Umland bei ihren „Klienten“. Klienten klingt eigentlich sehr unpassend, denn sie hat sich auf Menschen eingelassen, als gehörten sie zu ihrer Familie. 24 Stunden am Tag hat sie mit menschlicher Hingabe und Wärme liebevoll und engagiert, ältere und hilfsbedürftige Menschen in deren häuslichen Umfeld betreut. Sie wurde damit Teil der Familien von den Menschen, um die sie sich gekümmert hat. Klara Kaiser zeigt mir ihre Mappe mit den Arbeitszeugnissen, die ihr die Familien ausgestellt haben. Zu jedem Zeugnis gibt es eine Geschichte von ihr, die mich zum Lachen bringt. Anekdoten, die zeigen, dass ihr Beruf eine echte Berufung geworden ist. Sie betrachtet das Älterwerden und das Sterben mit einem Hauch von Humor und Optimismus, auch wenn Details zeigen, wie intensiv ihre Berufung ist – körperlich und emotional. Es gab dabei nichts, was es nicht gab: Milliardäre, Prominenz, oder gar Liebespaare, die auch mit 90 Jahren jeden Abend gemeinsam händchenhaltend ihr Glas Wein genießen. Sie hat sie an den See gefahren und sich an dem Strahlen in ihren Augen erfreut. Sie hat ihnen nächtelang, auch beim Sterben, beigestanden.


Was über all die Jahre geblieben ist, ist die Sehnsucht nach der Heimat. Ihre Zeit in Pirna trug Klara Kaiser immer bei sich. Sie erinnert sich an die grauen Häuser, die Kohle vor den Türen. Bei Besuchen in der Heimat ging sie gern an Plätze, die sie am meisten bewegt haben. Einer davon ist der Erlpeterbrunnen, wo sie immer Kaffeewasser holte; oder die Brunnen am Markt, wo sie wartete, wenn ihre Eltern auf dem Markt einkaufen waren. Sie geht alte Stufen, die sie noch kennt, als sie in die Hinterhöfe geklettert ist und erkennt gleiche Ausbuchtungen im Gestein wieder.
Heute ist sie fasziniert, wie schön alles geworden ist. Jedes Jahr ließ sie sich von Bekannten den Fotokalender der Sächsischen Schweiz nach Bayern schicken. Wenn sie in München Autos mit PIR-Kennzeichen sah, hat sie die Menschen angesprochen. Als sie mit ihrem ersten Computer ins Internet ging, besuchte sie sofort die Homepage der Stadt Pirna. „Pirna ist die schönste Stadt der Welt“, sagt sie.


Inzwischen Rentnerin, hat Klara Kaiser 2017 beschlossen zurück nach Pirna zu ziehen. Mit Unterstützung der Städtischen Wohnungsgesellschaft Pirna (WGP) ist ihr das gelungen. Da sie keine Zeit hatte, um für organisatorische Angelegenheiten nach Pirna zu reisen, wurde ihr durch die WGP telefonisch eine Wohnung angeboten, die sie nur mithilfe von Fotos besichtigt hat. Durch viele Telefonate mit den Ansprechpartnern konnte sie sich aus der Ferne für ihre neue Wohnung entscheiden. Wäre das nicht so reibungslos gelaufen, hätte sie es sich vielleicht anders überlegt, glaubt sie.


Sie verspürt eine Art innere Ruhe, jetzt dort angekommen zu sein, wo alles mal angefangen hat. Sie freut sich auf den Sommer, um in den schönen Straßencafés zu sitzen. Sie möchte Menschen kennenlernen und alte Erinnerungen auffrischen. Ein Besuch der Bastei und der Festung Königstein, eine Wanderung um den Amselsee, und vieles andere mehr stehen auf ihrer Agenda.
Und wer hätte es anders gedacht: Natürlich betreut Klara Kaiser auch in der Heimat mit Herz und Seele eine 90 Jahre alte Dame.


* Name von der Redaktion geändert

 

 

Eine Initiative des Landratsamtes.

Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein vom Sächsischen Staatsministerium des Innern gefördertes Projekt nach der Richtlinie FR-Regio.